Susi Weber von der Schwäbischen Zeitung berichtet hiervon am 10.04.2016 ausführlich:
Musikkapelle lädt zur Zeitreise ein
200 Gäste waren beim Festabend zum 200-jährigen Bestehen in Haslach dabei
Präsentierten die vier Uniformen und Trachten der Musikkapelle Haslach (von links): Thomas Sprenger (heute), Manfred Rittler (Frack im 19. Jahrhundert), Guido Knoll (1962-74) und Simon Bauer (beide Weltkriege bis 1962).
(Foto: Susi Weber)
Eine geschichtliche Zeitreise, Gespräche und natürlich viel Musik haben den Festabend zum 200-jährigen Bestehen der Musikkapelle Haslach am Samstag umrahmt. Die Jubiläumskapelle feierte mit 200 geladenen Gästen, die von den Festführern des Musikfestes im Juni über Offizielle aus Stadt und Kreisverband bis hin zu Vertretern der benachbarten Musikkapellen reichten – unterhaltsam, informativ und mit einem erfrischenden Schuss Humor.
Es war ein gelungener Auftakt zum Jubiläumsjahr, das neben dem Festakt mit dem Musikfest Ende Juni und dem Jubiläumskonzert am 26.November drei Stationen hat. Nach fulminantem musikalischen Beginn der Musikkapelle Haslach unter Leitung von Ulrich Natterer nahmen die Moderatoren Simone Arnegger und Norbert Schnell ihre Gäste mit auf eine Zeitreise, die – jedes Mal anders – fünf Epochen wiederspiegelte. Musikalisch läuteten Thomas Sprenger, Manfred Rittler, Guido Knoll und Simon Baur auf dem „Multiphon“, einem aus Trompete, Flügelhorn, Tenorhorn und Bass bestehenden Instrument, die Reise ein. Das Quartett war es auch, dass die vier verschiedenen Trachten der Kapelle präsentierte; angefangen vom Frack im 19. Jahrhundert bis hin zur heutigen Kombination.
Probe aus dem Jahr 1816 inszeniert
Viel gab es zu erfahren zu den längst vergangenen Zeiten, politischen Geschehnissen – und natürlich zum Leben in und um Haslach und die Musik. Inszeniert wurde „von den Gründungsmusikern“ eine Musikprobe aus dem Jahre 1816, bei der es immer wieder um die Vereinsgründung, aber auch um andere Bedeutsamkeiten ging: „Wichtig ist, dass wir in die Statuten reinschreiben, dass bloß Männer in die Musik kommen.“ Nicht umsonst dauerte es bis 1970, bis mit Marianne Baumann die erste Frau die „Männerdynastie“ auflöste.
Typische Tänze aus der Zeit Mitte 19. Jahrhunderts wurden aufgeführt. Dann lag es erneut beim Moderatorenduo, die Dinge zeitlich einzuordnen. So warben im Jahre 1907 beispielsweise Kaplan Hunger und Musikant Karl Maier interessierte junge Männer an, um dem Nachwuchsmangel mit der Gründung einer Jugendkapelle zu begegnen. Sie verstand sich allerdings nicht mit den „Altmusikanten“, sodass es keine gemeinsamen Auftritte gab. Der Erste Weltkrieg beendete diesen Disput. Überhaupt, erinnerte Norbert Schnell, verlor die Musikkapelle im Ersten Weltkrieg drei, im Zweiten sechs Kameraden.
Schnell war es auch, der eine „Strafverfügung gegen den Musiker Franz Kienzle“ verlas. Jener hatte sich des „Tatbestands“ schuldig gemacht, in Bad Wurzach zwei Plakate aufzuhängen, die vom Haslacher Kreismusikfest 1966 kündeten. Festgesetzt wurden vom Amtsgericht Leutkirch eine Strafe in Höhe von zehn Mark oder – bei „Unbeibringbarkeit“ – alternativ eine eintägige Haftstrafe.
Zu schmunzeln gab es auch einiges bei der Talkrunde mit den Ehrenmitgliedern Josef Gaus, Hans Lau und Arthur Feyrer so einiges. Lau erinnerte an den Egerländer-Auftritt beim Musikfest 1966, Feyrer an die „vorsintflutlichen“ Probemöglichkeiten: „Immer mittwochs, 20 Uhr, musste die Wirtschaft leer sein, damit wir kommen und proben konnten. Das Gute war: Der Dirigent war auch Wirt – und so waren die Probeabende immer ziemlich lang.“ 1976 erfolgte dann der Umzug ins Feuerwehrhaus, 1994 ins Probelokal im Obergeschoss der Turnhalle.
Ein „Talk zum Fest”
Beim zweiten „Talk zum Fest“ plauderten Bürgermeister Ulrich Mauch, Ortsvorsteher Roland Gaus, Kreisverbandsvorsitzender Rudi Hämmerle und Matthias Müller, Gesamtverantwortlicher des Festausschusses. Ein Musikfest sei „ein Musikantenstadl in live und wirklich gut“, sagte Hämmerle. Mit „wunderbar, dass was los ist“ freut sich Gaus auf die vier Festtage im Juni – und zeigte sich überzeugt, dass „gar nix schief gehen kann“: „Wie mein Vater gesagt hat, hat 1966 das ganze Dorf zusammengeholfen. Ich bin sicher, das wird auch jetzt wieder so sein.“
Mit einem Preis nach Hause zurückkehren durften am Samstag Gisela Herz und Andrea Reich sowie Erwin Leitner, Roland Bauer und Michael Ruf. Sie hatten, was den Stoffbedarf für die Frauentracht (6,8 Quadratmeter) und das Gewicht der Männertracht (4,2 Kilogramm) betrifft, richtig getippt und durften sich über eine Eintrittskarte fürs Musikfest freuen.