Neuer Dirigent bietet mitreißendes und anspruchsvolles Programm

Die Musikkapelle Haslach erntete beim Jahreskonzert viel Applaus
(Foto: Johannes Rahn, Schwäbische Zeitung 03.12.2018)

Die Musikkapelle Haslach hat auch diesmal bei ihrem Jahreskonzert in der Turn- und Festhalle überzeugt. In nur drei Monaten hatte der neue Dirigent Ferdinand Fremerey ein attraktives, mitreißendes und musikalisch anspruchsvolles Programm eingeübt und konnte dabei auf der 13-jährigen Arbeit von Vorgänger Ulrich Natterer aufbauen.
Den Abend eröffnete die Jugendkapelle Amtzell-Pfärrich-Haslach. Auch hier stand Ferdinand Fremerey am Dirigentenpult. „Midnight Walk“, „I‘ll be there“ von den Jackson 5, „Asia Rock“ , den Beatles-Hit „I want to hold your hand“ und Santanas „Oye como va“ spielten sie nicht nur rhythmisch und harmonisch sicher, sondern verliehen den Stücken auch gute Laune und jugendlichen Schwung.
Die Musikkapelle begann mit dem „Concerto d‘Amore“ von Jacob de Haan, das sich an barocke Formen anlehnt und sie mit modernen Elementen kombiniert. Eine punktierte Ouvertüre, viel Kontrapunkt, eine elegante Aria über sanft schreitender Basslinie und das alles aus einem Hauptmotiv abgeleitet – die dynamische Vielfalt und das Gespür dafür machten aus dem Stück ein wahres „Concerto“, ein Wetteifern der Stimmen und Register, schwungvoll und prächtig instrumentiert.
Rossinis Ouvertüre zu „La Gazza Ladra“, „Die diebische Elster“, war damals ein Gassenhauer und ist es bis heute geblieben. Dramatisch, bisweilen neckisch, mit funkelnden Melodien, spritzig bis zur halsbrecherischen Stretta zeigte die Musikkapelle hier italienische Lebens- und Spielfreude und überschäumende Spielfreude, bei der keine noch so rasante Note fehlte. Die „Appalachian Overture“ von James Barnes quoll über vor grenzenlosem Optimismus, drängte stetig voran. Der Mittelteil zeigte ein sattes Klangbild, vollmundig und weich. Das Stück blieb von der ersten Sekunde an faszinierend und mitreißend zugleich, eine lebendige und eindrucksvolle Naturschilderung von schroffen Gipfeln bis zu glühenden Wüstenlandschaften.

Publikum will nach der zweiten Zugabe partout nicht gehen

In „Venezia“ von Gaetano Fabiani bot die Musikkapelle italienische Gandezza und Eleganz, der quirlige Marsch sprühte förmlich Funken. Funken anderer Art spielten im „Danse diabolique“ von Joseph Hellmesberger die Hauptrolle: Hier wird der Gang über glühende Kohlen geschildert. Beinharte Akzente, wirbelnde Melodien, eine intensive Mischung der Klangregister waren Ausdruck einer dynamischen Durchdringung, die den dämonischen Charakter dieser Musik exzellent herausarbeitete.
Traditionell ging das Konzert mit Johann Strauß zu Ende, diesmal mit „Rosen aus dem Süden“. Die Musikkapelle band zart schmelzende Melodiensträuße, die sich zu einem musikalischen Blütenmeer verwoben. Zwei Zugaben erklatschte sich das Publikum: die „Laubener Schmell-Polka“ von Kurt Gäble und den klangvollen Marsch „Mars der Medici“ von Johann Wicher. Einziger Wermuttropfen: Obwohl die Zuhörer nach der zweiten Zugabe partout nicht gehen wollten und beharrlich weiterklatschten, gab es keine dritte Zugabe. Schade. So muss man bis zum nächsten Konzert warten, um zu hören, wie sich die Musikkapelle Haslach unter ihrem neuen Dirigenten entwickelt – der Auftakt jedenfalls ließ nichts zu wünschen übrig.

(Schwäbische Zeitung, Ausgabe Wangen vom 03.12.2018)