Musikkapelle Haslach gibt Brexit musikalisches Kontra

„Die Musik ist eine Gabe und ein Geschenk Gottes; sie vertreibt den Teufel und macht die Menschen fröhlich“. Wie Recht Martin Luther mit diesem Zitat hatte, bewies die Musikkapelle Haslach bei ihrem Jahreskonzert am vergangenen Samstag in der Turn-und Festhalle. Dirigent Ferdinand Fremerey hatte ein anspruchsvolles, abwechslungsreiches Programm zusammengestellt, das beim Publikum gut ankam. Um dem „Hauch von Brexit“ musikalisch etwas Kontra zu bieten, ertönten wohltuende Klänge von der britischen Insel. Doch nicht nur das: Die Europa-Hymne am Konzert-Ende war eine gewaltige Botschaft und Einladung, als Brüder zusammenzustehen, und für ein geeintes Europa eine Hymne anzustimmen.

„Smoke on the water“. Das Vororchester Amtzell-Pfärrich-Haslach unter der Leitung von Stephan Hutter bewies zum Konzertauftakt, welch perfektes Rhythmusgefühl die Jungmusiker bereits mitbringen. In „Siyahamba“, einem traditionellen afrikanischen Zulu Song, war Gefühl für Melodie und Intonation gefragt, wie auch in „Theme from Jurassic Park“. Wozu braucht es einen Dirigenten? Dass es auch ohne geht, bewiesen die Jungmusiker in „Sun Calypso“. Stephan Hutter wusste genau, was in seinen jungen Schützlingen steckt.

„St. Florian Choral“ ist eine Ehrerbietung von Thomas Doss an Anton Bruckner. Dirigent Ferdinand Fremerey konnte mit seinem Blasmusik-Orchester stimmungsvoll und gewaltig diesen eindrucksvollen Choral musikalisch in Szene setzen. Die „Second Suite in F for Military Band“ von Gustav Holst ist seine zweite Suite für Blasorchester. Volkslied-Melodien und Tänze machen diese Suite für den Zuhörer zu einem wohlklingenden Musikerlebnis.

Langjährige Musiker geehrt

In der Pause wurden drei langjährige Musiker geehrt, allen voran Marianne Baumann für 50jährige Mitgliedschaft mit der goldenen Ehrennadel mit Diamant. Das Ehepaar Petra und Martin Schnell bekamen die goldene Ehrennadel für 30-jähriges Mitglieder- Jubiläum.

Nach der Pause ging es weiter mit „The Seafarer“, einer maritimen Rhapsodie (1940). Sie findet ihren Ursprung in einigen sehr bekannten irischen und schottischen Traditionen. Als Einwohner der Insel Man, wohin der Komponist Haydn Wood im jungen Alter umzog, ist er mit der See und Seemannsliedern aufgewachsen.

Das Werk hat eine traditionelle Form, eine echte Rhapsodie und wurde hunderte Male in Europa aufgeführt. Auch die Haslacher Blasmusikkapelle wagte sich an das Stück. Es folgte „Albion“, eine Polka Francaise. Komponiert von Johann Strauss Sohn, wurde das Werk im Herbst 1851 im Palais Coburg in Wien erstmals aufgeführt. Der Name der Polka leitet sich vom keltischen Wort albain ab. Dieses Wort bezeichnete die Bewohner der Britischen Inseln. Mit dem berühmten festlichen Marsch von Edward Elgar „Pomp and Circumstance“ No.1 ging es nochmals auf die britische Insel.

Einladung an die Briten, sich den Brexit nochmal zu überlegen

Auch „Jerusalem“ (Sir Hubert Parry) entführte die Zuhörer feierlich ins Britische Königreich. Die abschließende „Europa-Hymne“ von Ludwig van Beethoven wirkte wie eine werbende Einladung an die Briten, sich die Sache mit dem Brexit doch noch einmal zu überlegen. Schließlich war und ist Großbritannien mit seinen genialen Komponisten und Musikern eine grandiose Bereicherung für Europa, was auch in der Zugabe „All you need is love“ von den Beatles zum Ausdruck kam. Mit dem berühmten Jazz-Titel „In the Mood“ von Glenn Miller fand der Konzertabend einen schönen finalen Höhepunkt.

Kathrin Achberger führte die Zuhörer durch das Abendprogramm, und Jürgen Rädler vom Vorstandsteam rundete den gelungenen Konzertabend ab mit einem kurzen Jahresrückblick.

(Foto und Text: Edgar Rohmert, Schwäbische Zeitung, Ausgabe Wangen, 01.12.2019)