Stilistische Vielfalt auf hohem Niveau

Musikkapelle Haslach überzeugt bei ihrem Jahreskonzert

Meisterte ein anspruchsvolles Programm: die Musikkapelle Haslach bei ihrem Jahreskonzert. (Foto: Johannes Rahn)

Die Musikkapelle Haslach präsentierte bei ihrem Jahreskonzert am Samstagabend unter der Leitung von Ulrich Natterer ein vielseitiges, musikalisch anspruchsvolles Programm auf einem exzellenten Niveau. Die stilistische Vielfalt hielt das Ohr wach und bot für jeden Geschmack etwas Interessantes. Die Stückauswahl zeugte von einem sicheren Empfinden für Abwechslung und musikalische Qualität.

Zunächst zeigte das Vororchester Amtzell-Pfärrich-Haslach mit Wolfgang Gebhart am Dirigentenpult und der Konzertouverture „Mount Rushmore“ und der Filmmusik zu „Flintstones“, dass es in kurzer Zeit mit vielen neuen Mitglieder schon viel erreicht und gut zusammengewachsen ist.
Ulrich Natterer verfügt mit seiner Musikkapelle Haslach über ein gut eingespieltes Ensemble, das schon die farbigen Harmoniewechsel und die anspruchsvolle Dynamik in „Ceremonico“ von Hans van der Heide bruchlos meisterte. Mit der „Appalachian Overture“ bewies Altmeister James Barnes wieder einmal, dass er abgerundete, ins Ohr gehende Melodien mit einem außerordentlichen Feingespür in komplexe musikalische Strukturen einpassen kann. Die Musik entwickelte sich zu einem prächtigen, unbeschwert vorandrängenden Bilderbogen, der die perfekte Balance zwischen Ruhe und Bewegung besaß.

Posaunenregister hat seinen großen Auftritt

Das „Gran Finale“ des zweiten Akts aus Verdis „Aida“ wartet mit viel Theaterdonner auf. Ungemein klangvoll bauten sich die Spannungsbögen auf, italienische Sinnlichkeit mischte sich mit einem Schuss orientalischer Exotik und in dieses klangvollen musikalischen Reichtum eingebettet war der unvermeidliche Triumphmarsch – Gassenhauer, und trotzdem niemals abgedroschen.
Der zweite Teil des Abend war von der „leichten“ Muse geprägt – allerdings nicht, was den musikalischen Anspruch betrifft. Der Marsch „Venezia“ von Gaetano Fabiani setzte das musikalische Niveau schwungvoll und geschmeidig bruchlos fort. Dramatisch und düster begannen die Ausschnitte aus dem Musical „Elisabeth“ von M. Kunze und S. Levay. Die Musik spiegelte die innere Zerrissenheit der österreichischen Kaiserin und spannte den Bogen von modernen Clusterbildungen zur Klassik, zu Rock und Pop, zu Walzerklängen und zu Klezmer-Musik – da geriet manches Kompositorische bewusst aus den Fugen.

In „They can‘t take that away from me“ von George und Ira Gershwin bewies die Musikkapelle ihre Qualitäten als Begleitorchester. Elegant swingend und mit Fingerspitzengefühl untermalten sie den Gesang von Hermann Röck und Anna Gantner. Das Posaunenregister hatte seinen großen Auftritt in „Sliding the Blues“ von Dennis Armitage. Lässig-locker schüttelten die sechs Posaunisten das Stück aus dem Ärmel, von der Musikkapelle begleitet in passgenauen Big-Band-Stil.

„Ich bin Ich“ des Duos Rosenstolz sang Particia Rittler. Eine schlichte, mit feinfühlig gestaltete Begleitung untermalte die lebendige Stimme – ein stimmiges und stimmungsvolles Stück. Der „Champagner-Galopp“ von Hans-Christian Lumbye beendete das Konzert prickelnd, spritzig und gut gelaunt.

Ehrungen runden gelungenen Abend ab

Dass so viel Qualität auf einem langjährigen Fundament ruht, zeigten die Ehrungen, die Heribert Maier vom Blasmusikkreisverband vornehmen konnte: Angelika Lau, Klaus und Guido Knoll, Christian Hepperle, Matthias Mossmann und Herman Röck sind 30 Jahre dabei, Manfred Rittler, Klaus Gomm und Dirigent Ulrich Natterer 40 Jahre und Heinrich Ray sogar 50 Jahre. Für 15 Jahre als Dirigent erhielt Ulrich Natterer eine weitere Auszeichnung. Zwölf Jahre davon leitet er die Musikkapelle Haslach und hat sie in dieser Zeit auf ein beachtliches Niveau geführt.

(Schwäbische Zeitung, Ausgabe Wangen, 04.12.2017, Johannes Rahn)